Kinder einer ersten und zweiten Primarklasse waren davon betroffen, dass ein Lehrer-Praktikant in die Mädchengarderobe der Schwimmhalle eine Znünitasche mit versteckter, laufender Kamera hängte.
http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/21832845
Da dies in der Nähe meines Wirkungskreises geschah, konnte ich die Auswirkungen des Vorfalls hautnah miterleben. Diese Auswirkungen auf die betroffenen Kinder sind nicht zu unterschätzen. Das Geschehnis kann ihr Weltbild von „Gut und Böse“ sehr ins Wanken bringen. Zu diesem Weltbild gehört, dass Eltern, Verwandte und Erziehende/Betreuende zu „den Guten“ gehören. Müssten Kinder zeichnen, wie sie sich einen bösen Mann vorstellen, so würden sie vermutlich eine dunkle, düstere abstossende Gestalt malen. Vertrauenspersonen passen nicht in diese Vorstellung.
Mir tut der Vorfall für die betroffenen Kinder sehr leid! Neben den Kindern hat der Täter auch der Institution Schule einen grossen Schaden zugefügt. Das Erarbeiten einer Vertrauensbasis muss nun wieder neu beginnen.
Die Erwachsenen haben viel in der Hand, den Kindern bei der Aufarbeitung des Vorfalls zu helfen. Es ist keine Lösung, den Vorfall zu ignorieren – es ist aber auch keine Lösung, den Vorfall immer wieder neu aufzuwärmen (nur um die Kinder immer wieder trösten zu können). Hilfreich ist, wenn die Erwachsenen nun zeigen, dass sie den Kindern ein fester Halt sind.
Offene Fragen können helfen, Anteil zu zeigen, ohne das Geschehene immer wieder in Erinnerung zu rufen. Dies bedeutet:
Statt: „Geht es dir immer noch schlecht?“ – besser: „Wie geht es dir?“
Statt: „Hast du vom bösen Mann geträumt?“ – besser: „ Wie hast du geschlafen? “
Oft braucht es auch gar keine Fragen, sondern einfach nur die Nähe der Eltern, damit die Kinder merken, dass sie ihr Weltbild nicht gänzlich revidieren müssen.
Den Kindern, die so toll reagiert haben und der Lehrerin und dem Schwimmlehrer, die sich so dezidiert gegen den Täter stellten, ist ein grosses Lob auszusprechen!