Letzthin stolperte ich wieder einmal über die Hausordnung unserer Schule und blieb an der Präambel hängen, die ich in der Vergangenheit gar nie richtig beachtet hatte:
„Wir tragen Sorge zu uns selber! – Wir tragen Sorge zu einander! – Wir tragen Sorge zu allen Sachen!“
Etwa zur gleichen Zeit wurde mir bewusst, dass wir damit aufgehört hatten, die alljährliche Bücherkontrolle durchzuführen, bei der jeweils entschieden wurde, ob man ein Schulbuch nochmals einem Schulkind zumuten kann. Diese Kontrolle wurde nicht etwa aufgehoben – die gehäuften Wechsel im Lehrkörper brachten mit sich, dass sie einfach untergegangen war.
Dummerweise fragte ich an einer Teamsitzung, wie das „Sorge tragen zu allen Sachen“ zur entfallenen Bücherkontrolle passe, was mir umgehend den „Kaktus des Tages“ einbrachte, weil sich niemand wirklich nach dieser stumpfsinnigen Arbeit zurückgesehnt hatte. Aber ich blieb hartnäckig und begann mit meinen Gretchenfragen:
Wie kann verlangt werden, Sorge zu allen Sachen zu tragen, wenn es Ende Schuljahr egal ist, wie diese Sachen aussehen?
Oder beginnt das Sorge tragen erst bei den Lehrerinnen- und Lehrerautos, die am Rand des Pausenplatzes stehen?
Wie gehen wir damit um, wenn wir mit der Deutschstunde beginnen wollen, Sven aber wissen möchte, was eine „Tunte“ ist, weil das jemand in sein Buch hineingekritzelt hatte (und die anderen dann weitere „lustige“ Beispiele finden)?
Wie gehen wir mit Kritzeleien auf den WCs um? Werden sie entfernt oder stehen gelassen? Nach welcher Zeit werden sie entfernt?
Wie gehen wir mit Sprayereien auf den Schulhausmauern um?
Was halten wir davon, dass die gute, alte Abwartswohnung aufgehoben wird zugunsten neuen Schulraums? Vermissen wir es, dass es keinen Abwart mehr gibt, der auch in der unterrichtsfreien Zeit vor Ort ist – oder mögen wir es dem neuzeitlichen LHT (Leiter Hausdienst & Technik) gönnen, dass er am Abend das Schulhaus verlassen kann und seine wohlverdiente Ruhe hat?